In Milch ist Milchzucker enthalten – die Laktose. Laktose ist ein so genannter Zweifachzucker, da er aus zwei einzelnen Bausteinen besteht: der Glukose und der Galaktose.
Damit der Milchzucker im Darm verarbeitet werden kann, muss er gespalten werden. Dies geschieht durch ein Enzym, das Lactase heißt.
Fehlt die Lactase oder ist zu wenig vorhanden, dringt der Milchzucker bis in den Dickdarm vor, wo er dann in Milchsäure, Essigsäure und Methan zerlegt wird.
Bei Menschen, die unter einer Laktoseintoleranz leiden, kommt die Lactase zu wenig oder gar nicht im Körper vor, der Milchzucker kann also nicht gespalten und verdaut werden. Und das hat dann so einiges an Folgen, wie zum Beispiel:
- Durchfall
- Blähungen
- Magenknurren
- Reizdarm
- „Poltern“ im Bauch
- Krampfartige Bauchschmerzen (Koliken)
- Bauchkrämpfe
- Völlegefühl
- Blähbauch, also ein aufgeblähter Bauch
- Verstopfung
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen
- Unruhe
- Luftaufstoßen
- Meteorismus
- Migräneattacken
- Kreislaufprobleme
- Müdigkeit
Diese Beschwerden müssen aber nicht bei jedem Menschen auftreten, bei manchen Menschen treten sogar gar keine Beschwerden auf. Wie immer gilt auch hier: Bei jedem Menschen kann die Erkrankung anders verlaufen.
Tatsächlich betrifft die Laktoseintoleranz 15 - 25 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland.
Häufigkeit der Laktoseintoleranz
Interessant ist auch, dass Großzahl der Weltbevölkerung Milchzucker nach dem Säuglingsalter nicht mehr verwerten kann - Laktoseintoleranz ist also eher normal.
Asiaten z. B. können fast alle den Milchzucker nicht vertragen, man findet also kaum Speisen mit Milch auf deren Speisekarte.
Die Ursachen einer Laktoseintoleranz
Man unterscheidet unter:
- Dem angeborenen Lactasemangel: Hier ist von Geburt an keine Lactase im Körper vorhanden, was besonders bei Babys zu Komplikationen führen kann. Diese Form kommt aber sehr selten vor.
- Dem primären Lactasemangel: Das ist die Form, die bei uns den Normalfall darstellt. Im Laufe des Lebens sinkt die Produktion von Lactase im Körper, so dass, meist ab dem Erwachsenenalter, Laktose nicht mehr verdaut werden kann.
- Dem erworbenen Lactasemangel: Hier entsteht der Mangel an Lactase durch eine andere Erkrankung, z. B. Darmerkrankungen wie Morbus Crohn, Magen- oder Dünndarmoperationen oder auch Infekte des Magens oder des Darmes.
Diagnose bei Laktoseintoleranz
Wenn man also der Meinung ist, dass man möglicherweise an einer Laktoseintoleranz "erkrankt" ist, weil typische Beschwerden auftreten, so ist es ratsam, eine Diagnose durchzuführen.
Selbsttest auf Laktoseintoleranz
Natürlich wäre der erste Schritt, gezielt auf laktosehaltige Lebensmittel zu verzichten, um dann zu prüfen, ob die Beschwerden wieder verschwinden. Verzichten Sie also für eine Woche auf laktosehaltige Lebensmittel, um zu sehen, was dann geschieht.
Allerdings ist dies leider nicht ganz so einfach, denn woher weiß man, in welchem Lebensmittel Laktose enthalten ist? Weiter unten im Text finden Sie deshalb eine Liste laktosehaltiger Lebensmittel.
Sinnvoller ist deshalb eine
Diagnose beim Arzt
Hier gibt es 4 verschiedene Möglichkeiten:
- Der so genannte Atemtest: Hier wird der Wasserstoffanteil des Atems gemessen, nachdem man eine kleine Menge Milchzucker zu sich genommen hat. Dies ist übrigens auch der Standarttest, den man normalerweise durchführt. Geht schnell, einfach und tut nicht weh (außer, dass man eben wieder Laktose zu sich genommen hat, mit den bekannten Nebenwirkungen).
- Der Laktose-Toleranz-Test: Auch hier muss man wieder Laktose zu sich nehmen, danach wird eine Blutzuckermessung durchgeführt und festgestellt, ob man an einer Laktoseintoleranz leidet.
- Untersuchung einer Schleimhautprobe aus dem Dünndarm. Per Endoskop wird aus dem Dünndarm etwas Gewebe entnommen und untersucht.
Da dieser Test allerdings schon etwas aufwändiger ist, ist es kein Standarttest. Auf diese Weise kann der Lactasegehalt gemessen werden.
- Und schließlich der Gentest, bei dem auf eine genetisch veranlagte Laktoseintoleranz geprüft wird.
Therapien bei Laktoseintoleranz
Vorweg gesagt: Die Laktoseintoleranz kann nicht geheilt werden, allerdings kann man aber damit ohne Beschwerden leben, wenn man einiges beachtet:
- Essen und trinken Sie wenn möglich nur laktosefreie Lebensmittel. Bei manchen Menschen ist es auch so, dass geringe Mengen Laktose vertragen werden, z. B. die Milch im Kaffee, ohne dass Beschwerden auftreten. Wie es bei jedem selbst ist, muss man ausprobieren. Es gibt eine Faustregel, nach der bis zu einer Tasse Milch am Tag kaum oder keine Beschwerden auftreten, aber wie gesagt, das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
- Verwenden Sie laktosefreie oder laktosearme Milch, die es inzwischen in jedem guten Supermarkt gibt. Sie schmeckt meist etwas süßer und ist etwa teurer als normale Milch, aber wenn’s nicht anders geht?
Übrigens gibt es auch laktosefreien Joghurt und laktosefreie Sahne, die man essen kann.
- Wenn man gerne Käse isst, sollte man solche Sorten wählen, in denen wenig Laktose vorkommt, z. B. Feta.
- Trinken Sie Sojamilch oder Kokosmilch, wenn Sie mit dem Geschmack zufrieden sind. Leider schmeckt das aber nicht jedem, gesund ist es aber allemal.
- Und wenn es sich mal nicht vermeiden lässt, dass man Laktose zu sich nehmen muss, gibt es natürlich auch Medikamente, die dem Körper Lactase zuführen, z. B. als Kautabletten. Diese Medikamente sollte man vor der Mahlzeit einnehmen, so dass die aufgenommene Laktose verdaut werden kann.
- Und generell sollte man sich darüber schlau machen, in welchen Lebensmitteln denn überhaupt Laktose enthalten ist, also z. B. bei einer Ernährungsberatung. Denn mittlerweile setzt die Nahrungsmittelindustrie Laktose auch Lebensmitteln zu (z. B. Wurst, Fleisch, Fertigmenus, Soßen), die darin eigentlich gar nicht vorkommen sollte. Mehr darüber weiter unten.
Wie Sie sehen, ist eine Laktoseintoleranz also gut in den Griff zu bekommen, auch wenn’s vielleicht etwas Mühe macht.
Die Laktoseintoleranz ist ganz bestimmt nicht lebensbedrohlich, kann aber unter Umständen den Alltag einschränken.
Wenn man auf Milch ganz verzichtet, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es zu einer Osteoporose kommen kann, da die Milch ein wichtiger Lieferant von Kalzium ist. Es sei daher zu überlegen, ob man Kalziumpräparate nimmt, da ansonsten die Knochen schneller brüchig werden. Auch den Zähnen wird das Kalzium schnell fehlen...
Zur Kalziumversorgung kann man übrigens auch auf Schnitt- und Hartkäse greifen, die quasi laktosefrei sind, also z. B. Parmesan. Kalziumreiches Mineralwasser, kalziumhaltige Säfte und Gemüse, also z. B. grüne Bohnen, Broccoli, Fenchel, Grünkohl wirken sich ebenfalls günstig auf den Kalziumhaushalt aus.
Es scheint aber ratsam, nicht auf die Milch zu verzichten, sondern nur die Laktose wegzulassen.
Wer sich aber nicht komplett umstellen will, sollte lieber zu laktosefreier Milch greifen. Zudem sind in Milch viele gesunde Stoffe enthalten, z. B. das oben erwähnte Kalzium, aber auch Eiweiße, andere Mineralien und Vitamine. Und bis man das alles in Tablettenform oder anderer Nahrung zu sich nimmt, kann man getrost lieber zur laktosefreien Milch greifen.
Übrigens, das sei an dieser Stelle noch erwähnt, ist Milch nicht gleich Milch. Es gibt natürlich verschiedene Milchsorten, die einen unterschiedlichen Anteil an Laktose besitzen.
Hier einige Beispiele:
„Menschen“-Milch (Muttermilch): 7 % Laktose
Kuhmilch: 4,5 bis 5 % Laktose
Schafsmilch: 4,2 bis 5 % Laktose
Ziegenmilch: 4,4 % Laktose
Aber leider gibt es keine „alltagstaugliche“ Milch, die man ohne Bedenken zu sich nehmen kann.
Bei einer kalziumarmen Ernährung sollte man zudem darauf achten, dass stark phosphathaltige Nahrungsmittel (darunter fallen u. a. Cola-getränke, Schmelzkäse oder auch Wurst) und oxalsäurehaltige Produkte (darunter fallen u. a. Spinat, Rhabarber, Rote Bete und die geliebte Schokolade) vermieden werden: Sie wirken sich schlecht auf den Kalziumstatus aus.
Wichtig ist, wie immer, so auch hier: Ernähren Sie sich ausgeglichen, d. h. genug Obst und Gemüse, und natürlich ausreichend Kalzium, um einer Osteoporose vorzubeugen.
Wie beuge ich den Beschwerden vor?
Vermeiden Sie also besonders folgende Lebensmittel:- Milch
- Butter
- Margarine
- Käse
- Joghurt (kann auch verträglich sein)
- Quark (kann auch verträglich sein)
- Milchpulver
- Brot, Kuchen, Gebäck (außer sie sind laktosefrei)
- Schokolade
- Fertiggerichte (außer sie sind laktosefrei)
- abgepacktes Fleisch und Wurst (hier wird oft Laktose zugesetzt)
Übrigens enthalten auch viele Medikamente Laktose, daher sei wie immer gesagt: Lesen Sie die Packungsbeilage!
Hier noch eine kleine Tabelle, die veranschaulichen soll, in welchen Nahrungsmitteln wieviel Laktose enthalten ist:
- Milchpulver: 38,0 - 51,5 %
- Kondensmilch: (4 – 10 % Fett) 9,3 - 12,5 %
- Desserts, Fertigprodukte wie Pudding, Milchreis: 3,3 - 6,3 %
- Frischmilch, H-Milch: 4,8 - 5,0 %
- Eiscreme: 5,1 - 6,9 %
- Joghurtzubereitungen: 3,5 - 6,0 %
- Kefir: 3,5 - 6,0 %
- Schmelzkäse (10 -7 0 % Fett i. Tr.): 2,8 - 6,3 %
- Molke, Molkegetränke: 2,0 - 5,2 %
- Dickmilch: 3,7 - 5,3 %
- Joghurt: 3,7 - 5,6 %
- Kochkäse (0 – 45 % Fett i. Tr.): 3,2 - 3,9 %
- Sahne, Rahm (süß, sauer): 2,8 - 3,6 %
- Schichtkäse (10 -5 0% Fett i. Tr.): 2,9 - 3,8 %
- Frucht-Dickmilch: 3,2 - 4,4 %
- Rahm- u. Doppelrahmfrischkäse: 3,4 - 4,0 %
- Buttermilch: 3,5 - 4,0 %
- Kaffeesahne (10 – 15 % Fett): 3,8 - 4,0 %
- Butter: 0,6 - 0,7 %
- Sahneeis: 1,9 %
- Creme fraîche, Creme double: 2,0 - 4,5 %
- Quark (10 – 70 % Fett i. Tr.): 2,0 - 3,8 %
- Frischkäsezubereitungen (10 – 70 % Fett i. Tr.): 2,0 - 3,8 %
- Magerquark: 4,1 %
- Hüttenkäse: 2,6 %
- Butterschmalz: 0 %
- Hart-, Schnitt- und Weichkäse ist laktosefrei bzw. ist Laktose nur gering enthalten.
Genauer hinsehen muss man bei folgenden Lebensmitteln,
weil sie möglicherweise versteckte Laktose enthalten (so las ich kürzlich, dass man Bratwürsten Laktose zusetzt, damit sie beim Braten schön braun werden…):
- Backmischungen
- Cremeliköre
- Cremes
- Fertigmenüs
- Kaffeeweißer
- Kaubonbons
- Kekse
- Kleie-Tabletten
- Kräcker
- Kuchen
- Medikamente
- Milchbrötchen
- Müslimischungen
- Nougat
- Nuss-Nougat-Creme
- Pralinen
- Sahne- und Karamellbonbons
- Salatsoßen
- Soßen
- Suppen
- Tiefkühlgerichte
- Wurstkonserven
- Bratwürste
- Brühwürste
- Eiscreme
- Kartoffelpulver (Püree, Knödel)
- Knäckebrot
- Konserven
- Leberwurst
- Schokolade
- Süßstofftabletten
Im Zweifel lesen Sie also die Zutatenliste auf der Verpackung, fragen Sie den Verkäufer oder, falls Sie im Restaurant sind, den Kellner oder den Koch.
Weiterführende Links
Quellen zu diesem Artikel
- Die Kräuter in meinem Garten - provisionierter Link von Amazon