Verwendung finden nur die unterirdischen Pflanzenteile, also die Wurzeln des Baldrian. Diese Wurzeln sind walzenförmig und haben etwa fingerlange Ausläufer.
Der Baldrian war bereits in der Antike bekannt und er wurde hoch geschätzt.
Schon der griechische Arzt Dioskurides kannte eine Pflanze namens Phu, die dem uns bekannten Baldrian sehr verwandt war. Er empfahl diese Pflanze als entspannendes und erwärmendes Heilkraut, das außerdem auch den Harn treiben konnte sowie gegen Seitenstechen helfen sollte. Diese Pflanze war eine Pflanze, die besonders von ihm empfohlen wurde, wenn man unter Beschwerden im Magen-Darm-Bereich litt. Es war also eine Pflanze, die besonders mit der Verdauung zu tun hatte und die auch die Verdauung fördern sollte, die auch gegen Bauchschmerzen oder Verstopfung, hier war die Verstopfung der Leber und der Milz gemeint, helfen sollte.
Auch in den Schriften des Mittelalters fand der Baldrian Erwähnung, wobei man hier den Namen Phu durch Valeriana ersetzte. Dabei gibt es um die Namensgebung allerlei verborgene Geschichten: So soll sich doch der Name vom lateinischen valere ableiten, was so viel wie kräftig oder gesund sein bedeuten soll.
Der deutsche Name Baldrian wird zu dieser Zeit bereits in alten, in altdeutsch verfassten Schriften, ab und zu genannt.
Es gibt auch andere Varianten der Namensgebung, wonach der Name Baldrian vom Gott Baldur stamme, welche der Gott des Lichtes war. Das Wort Baldur bedeutet gleichzeitig aber auch so viel wie hilfsbereit, und so passt auch dieser Name gut zum Baldrian, bietet er doch uns Menschen allezeit seine Hilfe an.
Im Laufe der Jahrhunderte erforschte man den Baldrian immer weiter, was damals überwiegend durch Erfahrungsmedizin geschah. So empfahl man im Jahr 1500 die Wurzel des Baldrian, wenn man schlecht sehen konnte oder wenn man Erkrankungen am Auge hatte. Daher kommt auch der Name Augenwurz.
Der Baldrian wurde äußerlich aber auch gegen Tierbisse und Feigwarzen eingesetzt.
Und irgendwann stellte man dann auch fest, dass der Baldrian eine sehr beruhigende Wirkung hat. Dies war zum Ende des 18. Jahrhunderts, als ein Arzt namens Hufeland diese Wirkung in einem Satz mit der Stärkung der Nerven bzw. der Regulierung des Nervensystems nannte. Seit damals gilt der Baldrian als eines der stärksten und wirksamsten pflanzlichen Mittel, die man gegen Unruhe und Schlaflosigkeit einsetzen kann. Tatsächlich wird diese Wirkung auch heute von der Wissenschaft bestätigt.
Medizinisch besonders interessant ist der Wurzelstock, den man im Herbst ausgräbt. Darin sind eine Menge an ätherischen Ölen enthalten. Diese Wurzeln wäscht man sorgsam und trocknet sie einige Tage lang bei ca. 40°. Danach zerkleinert man die Wurzeln.
Während die Wurzeln, wenn man sie erntet, nach nichts riechen, duften sie doch sehr ausgeprägt, nachdem sie getrocknet wurde. Dieser Geruch stammt von den Isovaleriansäuren, die in der Wurzel vorhanden sind.
In den Wurzeln sind bis zu 0,7 % ätherische Öle enthalten, je nachdem, wo die Pflanze gewachsen ist. Als Hauptwirkstoff gilt die Valerensäure, die nur in dem echten Baldrian zu finden ist. In gezüchteten Sorten ist dieser Wirkstoff nur in geringen Mengen oder auch gar nicht zu finden.
Je nachdem, wie man die Wurzel getrocknet hat, sind noch kleinste Mengen an toxischen Valeportriaten enthalten.
Diese sind aber besonders temperaturempfindlich und alkoholempfindlich, weshalb man in einem Tee oder einer Tinktur diese leicht giftigen Stoffe nicht mehr finden kann.
Und obwohl die beruhigende Wirkung des Baldrian inzwischen allgemein anerkannt ist, hat die Wissenschaft noch keinen eindeutigen Stoff gefunden, der für diese Wirkung als Einzelstoff verantwortlich ist. Man geht deshalb davon aus, dass es der Cocktail aus allen einzelnen Wirkstoffen ist, der diese Wirkung hervorruft.
Ein möglicher Kandidat wäre allerdings eine vor Kurzem gefundene Substanz aus der Gruppe der Lignane, das sogenannte Olivil. Dieser Stoff kann an bestimmte Rezeptoren im Gehirn andocken, die für den Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich sind. Warum das so ist, konnte bisher nicht geklärt werden. Es sieht aber so aus, als würde dies auch eine beruhigende Wirkung auf die Psyche haben.
Die Kommission E empfahl im Jahre 1990, dass Baldrian bei Unruhezuständen und nervösen Einschlafstörungen einsetzbar sei.(1)
Im Allgemeinen verträgt jeder Mensch die Wurzel gut, es sind auch kaum Nebenwirkungen und Wechselwirkungen zu vermelden.
Allerdings sei gesagt, dass schwangere Frauen und stillende Frauen den Baldrian vorsichtshalber nicht nehmen sollten.
Die Verwendung findet im Allgemeinen als Tinktur oder als Tee statt, man kann aber natürlich auch auf Fertigmittel zurückgreifen.
Es wird empfohlen, eine maximale Menge von 3 g frischer Wurzeln pro Tag zu verwenden, was ungefähr 1,2 g getrockneter Wurzel entspricht.
Wenn Sie den Baldrian einnehmen wollen, weil Sie eine besonders beruhigende Wirkung haben wollen, so können Sie ihn mit Melisse, Hopfen oder Passionsblume kombinieren. Allerdings sollten Sie auch nachforschen, woran ihre Schlaflosigkeit liegt.
Man kann mit Abkochungen der Wurzeln oder auch mit ätherischem Öl Bäder durchführen, die ebenfalls eine sehr entspannende Wirkung auf die Muskeln haben, die leicht beruhigend wirken und die den Schlaf fördern. Ein solches Bad sollte bis zu 20 Minuten dauern und idealerweise am Abend durchgeführt werden.

Baldrian