Verfasser des Alten Testaments waren keine Botaniker. Wenn es in der Bibel um Pflanzen geht, haben diese auch immer symbolische Bedeutung.
Weil jedoch das Wissen um die Pflanzen, die Botanik, in früheren Zeiten keineswegs systematisch war, und es auch keine einheitliche Bezeichnung für Pflanzen gab, existieren bis heute Missverständnisse, Fehlinterpretationen, ja sogar falsche Bezeichnungen für Pflanzen, wenn sie in Aufzeichnungen des Altertums, so auch in der Bibel, erscheinen.
Immerhin wurde die Bibel mehr als tausend Jahre lang mündlich überliefert. Erst für das Jahr 500 vor Christus setzen die Bibelwissenschaftler die Kanonisierung des ersten Teils des Alten Testaments an, auch Pentateuch genannt. Von einer richtig geschlossenen Sammlung Heiliger Schriften, an denen nichts mehr geändert werden durfte, kann man eigentlich erst seit dem zweiten Jahrhundert vor Christus sprechen.
Vergleichsmethode
In der Bibelwissenschaft gibt es eine kleine Sparte, die sich mit den Pflanzen im Alten Testament befasst, genauer mit den einhundertzehn in der Bibel erwähnten Pflanzen. Einige dieser Pflanzen werden mehr als hundertmal, andere seltener und einige nur einmal erwähnt. Viele fehlerhafte Bezeichnungen können Wissenschaftler, die Botaniker und Exegeten in einem sein müssen, nur dadurch korrigieren und auf ihren wahrscheinlichen Ursprung zurückführen, indem sie die verschiedenen Übersetzungen miteinander vergleichen. Von besonders großer Bedeutung sind im Hinblick auf die Entzifferung zweifelhafter Pflanzennamen die frühen semitischen Sprachen. Vor allem das Aramäische besitzt hierbei einen großen Stellenwert, weil die aramäische Sprache in späterer biblischer Zeit genauso stark verbreitet war, wie das Hebräische und das Arabische. Eine Art Klärungsbereich für botanische Bezeichnungen in der Bibel stellt die arabische Sprache dar, die zugleich ein natürliches Sprach- und Begriffsreservoir ist, von dem aus bisweilen aussterbende Namen zurückverfolgt und identifiziert werden können.
Fehler pflanzen sich fort
Sprachverwirrung, Missverständnisse und Fehler in der Botanik gingen so weit, dass sich in englischen und anderen europäischen Übersetzungen des Alten Testaments im Laufe der Jahre immer wieder Fehler einstellten. So tauchten sowohl in mittelalterlichen Übersetzungen als auch in Schriften der Neuzeit Kastanie, Haselnuss, Buchsbaum und Heidekraut auf - Pflanzen also, die es in den biblischen Ländern gar nicht gab. Und dann finden sich hin und wieder inkonsequente Behandlungen von Pflanzen, wie zum Beispiel eine ganze Reihe von Namen für eine und dieselbe Pflanze wie Brombeere, Distel, Dornengestrüpp und Heckenrose. Die Beschäftigung mit den Pflanzen der Bibel ist also zugleich immer auch eine Auseinandersetzung mit alter Literatur, denn die Bibelpflanzen-Forschung wurde früher weit intensiver betrieben als in der Neuzeit. Einen ersten Höhepunkt erreichte dieser Forschungszweig im sechzehnten Jahrhundert, als Leonhard Rauhwolf aus Holland durch Arabien, Syrien und andere Länder reiste und sich dort mit den Pflanzen anhand der Bibel befasste. Der holländische Botaniker und Bibelforscher unternahm seine Reise von 1583 bis 1586.
Erst zweihundert Jahre später wurden seine Erkenntnisse veröffentlicht. Eine der ersten grundlegenden Veröffentlichungen über Bibelpflanzen stammt von E. Loew aus dem Jahre 1938, der in einem umfangreichen Band das meiste von dem zusammengefasst hat, was in den Jahrhunderten zuvor in verschiedenen Sprachen in Zeitschriften, Enzyklopädien und Wörterbüchern, aber auch in einigen Büchern über diesen Zweig der Exegese und Botanik veröffentlicht wurde. Loew brachte in seinem Band " Die Flora der Juden" die phänologischen, die biblischen und die botanischen Aspekte auf einen Nenner und hielt sich vorwiegend an die ursprünglichen, hebräischen Namen. Das Buch gilt heute noch als eines der Hauptwerke über biblische Botanik insgesamt.
Pflanzenwelt von damals ist weitgehend erhalten
Geobotanisch gesehen macht die Erforschung der insgesamt einhundertzehn in der Bibel erwähnten Pflanzen keine besonders großen Schwierigkeiten, denn im letzten Jahrtausend hat sich in den einst von den Juden bevölkerten Regionen des östlichen Mittelmeeres nicht allzu viel verändert, vor allem im Hinblick auf die großklimatischen Verhältnisse. Dies ist auch der Grund, warum man bei der Erforschung der biblischen Flora durchaus auf die heutige Pflanzenwelt zurückgreifen kann und von ihr ausgegangen werden kann.
Probleme mit der Systematik: Beispiel Zeder
Ein Beispiel für die Schwierigkeiten der Botaniker, einigermaßen Ordnung in das Reich der biblischen Pflanzen zu bringen, ist die Zeder, deren Name von der hebräischen Bezeichnung "Erez" stammt. Erez steht sowohl für die Echte Zeder, für die Tanne, für die Tamariske und vermutlich auch für den Wacholder. Hin und wieder kommt es auch vor, dass Pflanzennamen in der Bibel stehen, bei denen die Exegeten und Botaniker von "leeren Namen", sogenannten "nomina nuda" sprechen, Pflanzennamen, die nichts Spezielles meinen und ganz allgemein eine kollektive Namensgebung für bestimmte Pflanzengruppen darstellen.
So werden zum Beispiel allein für Dornbüsche oder Dornengestrüpp in der Bibel zwanzig Namen verwendet. Da es aber im heutigen Israel, im Libanon, in Syrien und in Ägypten mehr als sechzig Arten von Dornenpflanzen gibt, ist es sehr schwer, jedem der zwanzig Namen für Dornengehölze in der Bibel eine spezielle Art zuzuordnen. Auch das Wort "Blumen" oder "Blume" wird sehr oft verwendet, ohne dass eine bestimmte Pflanze damit gemeint ist.
Die Aloe
Die Aloe ist eine Pflanze mit langer Geschichte und großer Tradition. In ihr stecken Stoffe, die äußerlich und innerlich wirken. Es gibt 250 Arten, die meisten bilden Rosetten aus fleischigen Blättern, die auch an stammartigen Trieben sitzen können. Die Wuchsform reicht von kleinen Zwiebelpflanzen mit grasartigen Blättern bis zu 10 m hohen Bäumen. Den oft zahlreichen weißen bis roten Blüten folgen kleine, ovale grüne Früchte. Einige Zwergarten und ihre Hybriden eignen sich hervorragend als Topfpflanzen für die Terrasse oder das Fensterbrett, doch die meisten Arten lassen sich in unseren Breitengraden nur in speziellen Sukkulentengewächshäusern halten. Im Sommer darf es dort ruhig richtig heiß sein, im Winter entsprechen die Bedürfnisse der Aloe denen der mediterranen Kübelpflanzen.
Wer eine Aloe zu Hause hat, weiß, dass sie fast jede Sünde verzeiht, sprich jedwede Nachlässigkeit im Gießen und Düngen. Schließlich stammt sie weitgehend aus Wüstengebieten und hat es gelernt, mit langen Trockenheiten und plötzlich einsetzendem Regen zurechtzukommen. Stauende Nässe verträgt sie jedoch nicht.
Doch zurück zum Ursprung, zu den historischen Quellen der Aloe-Pflanze. Sie zählt zu den Urpflanzen der Menschheit. In der Bibel taucht sie mehrmals auf, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. "Von Myrrhe und Aloe, von Kassia duftet all dein Gewand" heißt es in der Lobpreisung im Psalm 45,9. Und im Johannes-Evangelium taucht die Aloe erstmals als Medizinalpflanze auf, auch diesmal wieder im Verein mit der Myrrhe, einer im Altertum hoch geschätzten und vielfältig eingesetzten Heilpflanze. Im 19. Kapitel, in der Beschreibung der Abnahme Jesu vom Kreuz heißt es: "Aber auch Nikodemus, der das erste Mal bei Nacht zu ihm gekommen war, kam und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, ungefähr hundert Pfund. Da nahmen sie den Leib Jesu und banden ihn samt den Gewürzen in leinene Binden, wie es bei den Juden Sitte ist, um ihn zu begraben".
Die Distel
Die Distel in der Bibel"Und Gott sprach zu Adam: Weil du von dem Baum gegessen hast, von dem ich dir gebot: du sollst nicht davon essen, so ist um deinetwillen der Erdboden verflucht. Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen."
Nach dieser Erzählung aus dem ersten Buch Moses steht der Mensch schon seit seinen ersten Tagen als Landwirt in einem Dauerkampf gegen die Distel. Die biblische Legende spiegelt ziemlich genau die harte Konkurrenz zwischen den ersten Ackerbauern und den dornigen Unkräutern auf den Getreidefeldern wider.
Die Bibel erwähnt Dornen und Disteln häufig - oft in Form von Metaphern - und der Leser, damals wie heute, versteht sogleich was gemeint ist. Disteln sind etwas Gemeines, Stechendes, Schmerzhaftes. Sie peinigen uns bei der Arbeit um unser tägliches Brot und machen uns das Leben zur Hölle. Zugleich sind sie ein Zeichen der Vernachlässigung, der Unordnung, der Schlamperei.
Disteln wachsen weniger in der freien Natur als dort, wo der Mensch das Land urbar gemacht hat, wo er für seine Feldfrüchte die Erde umgegraben und gedüngt hat. Nicht im Wald oder im offenen Grasland, sondern in den Getreideäckern oder Viehweiden finden die Disteln, was sie zum Gedeihen brauchen. Und passt der Bauer nicht auf, sind die Disteln gleich da. So war es am Anfang der landwirtschaftlichen Kulturen in Kleinasien und so ist es bis zum heutigen Tag geblieben.
Der Landwirt unterscheidet selten zwischen den verschiedenen Distelarten: Sie sind alle einfach Disteln. Es ist sogar oft der Fall, dass jede dornige oder stachelige Pflanze auf dem Acker Distel genannt wird, ganz gleich, ob es sich um eine echte Distel handelt oder nicht.
Die Feige
Den Aufbruch der Natur ins neue Vegetationsjahr symbolisiert eine Pflanze, die ganz früh in der Bibelgeschichte auftaucht. Man könnte die Feige auch als Frühlingssymbol bezeichnen, wie es im zweiten Kapitel des Hohen Liedes geschieht, wo es heißt: "Sieh nur, der Winter ist dahin; vorüber, fort ist der Regen. Die Blumen erscheinen im Lande, die Zeit des Singens ist da, und das Gurren der Turteltaube hebt an. Am Feigenbaum röten sich die Früchte." Ficus sycomorus heißt der Wilde Feigenbaum botanisch, auch Sykomore genannt. Die andere Art ist Ficus carica, die Fruchtfeige, die in der Bibel aber nicht als Frucht, sondern mit ihren Blättern auftaucht: "Vom Feigenbaum aber lehrt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon saftig wird und die Blätter hervorwachsen, merkt man, dass der Sommer nahe ist" (Matthäus 24,32).
Die erste und wohl bekannteste Erwähnung des Feigenbaums im Alten Testament findet sich im 1. Buch Mose, in der Genesis. Adam und Eva aßen von dem verbotenen Baum im Garten Eden, "und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich daraus Schürzen." Jahrhundertelang haben Maler und Bildhauer aufgrund dieser Bibelstelle nackte Figuren mit Feigenblättern ausgestattet.
Nahrungspflanze
Getrocknete Feigen waren im Israel des Alten Testaments ein wichtiges Nahrungsmittel. Die besten Feigen wurden einzeln getrocknet, die zweitbesten in Bündeln, die gewöhnlichen wurden zu Kuchen gepresst.
Kübelpflanze
Von wenigen Pflanzengattungen gibt es so viele Arten (ca. 1000 hauptsächlich tropische Arten) und Sorten wie bei Ficus. Zur Kübelpflanzenkultur eignen sich neben dem Echten Feigenbaum, Ficus carica und der Eselsfeige, Ficus sycomorus, nur wenige Arten. Aus der Ausgangsform Ficus carica haben sich zwei Kulturformen herausgebildet, der Caprificus und die Calimyrna-Feige. Nicht zu empfehlen als Kübelpflanze sind Wilde Bocks- oder Holzfeigen, San-Pedro-Feigen und Smyrnafeigen. Sie tun sich schwer bei der Befruchtung oder ihre Früchte schmecken nicht. Einzig zu empfehlen sind gute Sorten der Echten Feige, die in der Regel stecklingsvermehrt werden. Die Feigen, die man in unseren Breiten ernten kann, bilden sich im Spätsommer bzw. im Herbst in den Blattachseln der obersten 30 cm des einjährigen Triebs. Sie überwintern dann und reifen im kalten Wintergarten, je nach Temperatur und Sorte zwischen Juli und September. Ein zweiter Satz Früchte wird im Frühjahr am neuen Trieb gebildet. Das sind meist die besseren Früchte. Sie werden bis zum Herbst groß, reifen allerdings erst im Wintergarten voll aus.
Der Feigenbaum zählt zu den besonders dankbaren Kübelpflanzen für den Wintergarten, den warmen Balkon oder die sonnig gelegene Terrasse. In milden Regionen, in denen auch Wein angebaut wird, kann man den Feigenbaum ohne weiteres auspflanzen, denn er ist in diesen Gegenden weitgehend winterhart. Auch wenn die Pflanze in einem kalten Winter einmal bodeneben zurückfriert, kann man einigermaßen sicher sein, dass sie wieder austreibt. Am Baum ausgereifte Feigen schmecken unvergleichlich süß und aromatisch, weit besser, als die in den südlichen Ländern grün gepflückten Früchte. Man sollte die Feigen jedoch so lange wie möglich hängen lassen und erst vor dem ersten größeren Frost ernten.
Feigenbäume bringt man möglichst spät ins Winterquartier und holt sie so früh wie möglich wieder heraus. Dieses frühzeitige Ausräumen verzögert den frostempfindlichen Austrieb. Hat man die Pflanzen im Haus vorgezogen, dann sollte man sie ganz langsam ans Freie gewöhnen. Zum einen sind die krautigen Austriebe sehr frostempfindlich, zum anderen bekommen sie schnell einen Sonnenbrand, wenn man sie zu plötzlich den Sonnenstrahlen aussetzt. An Feigenbäumen in Kübeln braucht man in der Regel wenig schneiden. Wenn, dann hauptsächlich um sie zu formieren. Entfernt wird normalerweise nur, was sich überkreuzt. Bei draußen oder im Wintergarten ausgepflanzten Feigen empfiehlt es sich, im Abstand von fünf bis sechs Jahren einen radikalen Rückschnitt durchzuführen.
Frostharte Feigen
Die frostharte Bayernfeige "Violetta" wächst bei uns problemlos und übersteht Fröste bis -20 Grad Celsius. Die Ansprüche an Boden und Standort sind gering, es gibt so gut wie keine Probleme mit Krankheiten oder Schädlingen. Der Fruchtansatz und der Ertrag sind ausgezeichnet. Die Früchte werden relativ groß, schmecken sehr süß und färben sich bei Vollreife lila. Die Ernte beginnt ab Juli und endet mit dem ersten Frost. Sie können frisch gegessen oder für Marmelade oder im Rumtopf verwendet werden.
Die Myrte
Die Heimat der Myrte ist das Mittelmeergebiet. Hier bildet sie im Verbund mit Rosmarin und Thymian die Macchia, die nach der Abholzung der Wälder entstand. Sie kommt auch auf den Kanarischen Inseln und in Zentralasien vor. Sie gehört in die Familie der Myrtengewächse und hier wiederum gemeinsam mit der Gewürznelke, Piment und anderen Pflanzen zur Unterfamilie der Myrtoideae.
In Europa gibt es von den Myrten nur die Art Myrtus communis, auch Brautmyrte genannt. Myrtea war bei den Griechen die Göttin der Reinheit. Bei den Griechen und Römern wurde die Braut mit einem Myrtenkranz geschmückt; auf diesen Brauch geht der Name Brautmyrte zurück. Bei den Ägyptern stammte die Pflanze ihres Duftes wegen der Sage nach aus dem Paradies. Auch in der Bibel wird die Myrte erwähnt: "Es sollen Zedern statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln". "Ich will in der Wüste wachsen lassen Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume." Sie war auch eine der Pflanzen, die zum Bau der Laubhütten verwendet werden sollte.
In Europa war die Pflanze im Mittelalter weit verbreitet und wurde zum Fernhalten von Ungeziefer und auch als Heilpflanze bei Katarrhen der Atemwege verwendet. Im 17. und 18. Jahrhundert war sie in England als Zimmerpflanze sehr beliebt. Ihre kleinen, immergrünen Blätter verströmen das ganze Jahr über einen angenehm würzigen Duft. Im Juli und August ist die Pflanze mit weißen Blüten übersät, die dann im Herbst von kleinen, dunkelvioletten Beeren abgelöst werden.
Die Myrte wird in unseren Breitengraden als Kübelpflanze gehalten, an einem sonnigen Platz; im Winter im kalten Wintergarten oder in einem hellen Raum bei maximal 10 Grad Wärme. In ihrer ursprünglichen Heimat wächst sie auf kalkfreien Böden, deshalb gedeiht sie am besten in einem kalkarmen Substrat und sollte auch nur mit kalkarmem Wasser gegossen werden. Die Früchte der Myrte sind essbar, allerdings keine besondere Delikatesse. Sie werden gelegentlich zum Würzen von Speisen verwendet. Das bekannteste Myrtenprodukt ist der Myrtenlikör, der aus den Beeren gewonnen wird.
Die Palme
HistorischesPflanzen sind in der Bibel Charakterwesen. Sie haben Eigenschaften, die den Menschen Vorbild sein sollen. Die Palme etwa ist der Baum des Friedens. "Der Gerechte sprosst wie der Palmbaum“, heißt es im Alten Testament.
"Wie schön und wie lieblich bist du, du Liebe voller Wonne! Dein Wuchs ist hoch wie ein Palmbaum, und deine Brüste gleich den Weintrauben. Ich sprach: Ich muss auf den Palmbaum steigen und seine Zweige ergreifen. Lass deine Brüste sein wie Trauben am Weinstock und deiner Nase Duft wie Äpfel und deinen Gaumen wie guter Wein."
So pries der Dichter des Hohenliedes im Alten Testament die Schönheit seiner Geliebten. Kaum eine andere Pflanzenart wird in der Bibel so oft erwähnt wie die Palme. Daran lässt sich ermessen, welch kulturelle und landwirtschaftliche Bedeutung die Palme, vor allem die Dattelpalme, für die Hebräer hatte; sie war jedem im Heiligen Land eine vertraute Erscheinung - nicht nur als wichtigster Obstbaum, sondern auch als Lieferant für Baustoffe. Die Palme gehört zum Beispiel zu den vier Baumarten, deren Blätter für das Laubhüttenfest verwendet werden.
Im Buch Nehemia kann man lesen: " Und sie fanden geschrieben im Gesetz, dass der Herr durch Mose geboten hatte, dass die Kinder Israel in Laubhütten wohnen sollten am Fest im siebenten Monat, und sollten's lassen laut werden, und ausrufen in allen ihren Städten und zu Jerusalem und sagen: Gehet hinaus auf die Berge, und holet Ölzweige, Balsamzweige, Myrtenzweige, Palmenzweige und Zweige von dichten Bäumen, dass man Laubhütten mache, wie es geschrieben steht."
Vor allem in der Dichtung war die Palme Symbol für Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Aber auch als Symbol für Sieg und Frieden ist die Palme in vielen Kulturen noch lebendig. Im christlichen Glauben symbolisiert sie heute die Göttlichkeit und Auferstehung Christi. Abgesehen von der Rolle, die der Palmbaum als geistliches Symbol und Sinnbild in der Bibel spielt, fand er zu allen Zeiten vielfältige Verwendung im täglichen Leben. Die Frucht ist nahrhaft und wohlschmeckend, der aus dem Blütenstand gewonnene Saft erfrischend. Die Fiederblätter wurden zu Matten, Körben und anderen Haushaltsgegenständen geflochten, während aus dem Stamm Zäune, Dächer und Flöße angefertigt wurden.
Rosen
Bereits vor zweieinhalbtausend Jahren wurden Rosen in der antiken Welt und auch im Heiligen Land gezogen. Sie dienten kosmetischen Zwecken, für Parfüm und Balsam, aber auch als Zierpflanzen. Eine der wenigen Rosen von heute, von denen verbürgt ist, dass sie zu Zeiten des Alten Testaments in Israel, Syrien und Ägypten existierte, ist die auch bei uns wild wachsende Heckenrose. Viele Rosenzüchtungen von heute gehen auf die Wildrosen des Orients zurück. Manchen sieht man es noch an, andere besitzen keinerlei Ähnlichkeit mehr mit ihren wilden Vorfahren.
Sicherlich zu den ältesten historischen Rosen zählt die Apfelrose, Rosa rugosa. Sie ist Ausgangspflanze für viele alte und auch moderne Rosen. In zahlreichen Gärten sind Weiterzüchtungen von ihr zu finden. Weil sie so robust ist, pflanzt man sie auch gerne in Parks und im öffentlichen Grün. Im Garten haben sich die verschiedenen Formen der Apfel- oder auch Kartoffelrose gut bewährt, vom Blühbeginn im Frühsommer bis zur Laubverfärbung und zum Hagebutten-Behang im Herbst. Die offenen, nektar- und pollenreichen Blüten sind bei Bienen, Hummeln und vielen anderen Insekten sehr beliebt.
Eine der populärsten wilden Rosen ist die einfach gelb blühende Rosa hugonis. Meist blüht sie als erste Rose im Jahr Mitte Mai. Der Strauch wird bis zu zwei Meter hoch, die Triebe sind lang und überhängend. Die Zweige sind mit hunderten von zartgelben, einfachen Blüten übersät.
Eine der bekanntesten und beliebtesten Wildrosen ist Rosa moyesii. Kaum eine andere Wildrose hat ein so außergewöhnliches Blutrot als Blütenfarbe. Die Blüten erscheinen einzeln Anfang Juni. Sie duften nicht, werden aber trotzdem von vielen Insekten besucht. Sie ist bisher wenig gekreuzt worden, aber es gibt ein paar gute Auslesen, zum Beispiel "Geranium" und "Nevada".
Jedes Jahr kommen Dutzende neuer Rosenzüchtungen auf den Markt, wobei das Züchten, also das Kreuzen der Rosen untereinander nur von wenigen Spezialisten gemacht wird. Es dauert meist etliche Jahre, bis sich die eine oder andere neue Sorte mit den gewünschten Eigenschaften herausschält. Danach werden die meisten Neuheiten nochmals ein paar Jahre in sogenannten Prüfungsgärten auf ihre Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten getestet.
Mit Rosen lässt sich viel gestalten: Rosensträuße, Rosengestecke, Tischdekorationen, Rosenbowle oder zum Beispiel ein erfrischendes Gesichtswasser (auch gut als Geschenk geeignet) : Zubereitung: Je 100 ml Rosen- und Hamameliswasser (aus der Apotheke) und 1 EL frisch gepressten Zitronensaft in eine Flasche geben, gut durchschütteln. Fünf blühende Lavendelstiele zugeben, diese nach zwei Tagen wieder entfernen - fertig.
Der Salbei
Der Bund Deutscher Staudengärtner hat den Salbei zur Staude des Jahres 2003 ernannt. Hinter dem Begriff Salbei verbirgt sich inzwischen eine Fülle von Arten, die zum einen als Ziersträucher den Garten verschönern oder als Medizin- und Küchenpflanze genutzt werden können. Es gibt auch Sorten, die farblich sehr dekorativ sind und zugleich in der Küche verwendet werden können, z. B. S. icterina, S. tricolor oder S. purpurascens. Alle Salvien lieben einen sonnigen, warmen Standort und einen wasserdurchlässigen Boden.
Auf seine medizinische Wirkung deutet schon der Name hin: Salvia kommt vom Lateinischen "salvere" =retten, bewahren. Äußerlich verwendet man Salbeitee zum Gurgeln bei Mandelentzündungen und Halsschmerzen oder als Spülung bei Zahnfleischgeschwüren und Zahnfleischschwund. Getrunken wird der Tee beispielsweise bei starkem, hormonell bedingtem Schwitzen oder bei Magen-Darm-Störungen. Zu beachten ist, dass er nicht ununterbrochen über längere Zeit und nicht von stillenden Müttern getrunken werden sollte.
Der Apfel
Der Apfel führte Eva in Versuchung - und schließlich zur Vertreibung aus dem Paradies. Oder nicht? Ob es tatsächlich die lockende Frucht eines Apfelbaumes war, in der Bibel ist dies nicht eindeutig beschrieben. Die Rede in der Genesis ist nur vom "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse". In jedem Fall ist der Apfel aber eine seit Jahrhunderten symbolträchtige und wichtige Kulturfrucht. In einer der ersten deutschen Bibelübersetzungen, der Koberger Bibel aus dem Jahre 1483, ist der Apfel das Symbol einer heilen Welt, in der alle Lebewesen in Eintracht miteinander leben. Die Frucht des Apfelbaumes steht andererseits für alle Früchte der Erde, sie ist Symbol für Friede, Reichtum, Unbeschwertheit. Kein Wunder, dass dieses schmackhafte Obst so beliebt und begehrt ist.
Quellen zu diesem Artikel
- Die Kräuter in meinem Garten - provisionierter Link von Amazon