Das Heilkräuter-Verzeichnis

Engelsüß - Tüpfelfarn

Der Tüpfelfarn ist in ganz Europa zu Hause. Man kann ihn auf feuchten Böden finden, auf sandigen Böden, in Felsspalten, auf halbschattigen Plätzen.


Der Tüpfelfarn wirkt harntreibend, schleimlösend, abführend, traditionell ist die Heilpflanze ein Mittel gegen Lungen- und Leberleiden. Idealerweise sammelt man das Rhizom im Oktober und November oder im Februar. Man kann es frisch oder getrocknet verwenden.


Tüpfelfarn

Bereits die alten Griechen und Römer kannten den Tüpfelfarn wegen seiner Wirkung gegen Husten sowie Brusterkrankungen. Das Rhizom war zudem ein Mittel gegen Bandwürmer im Körper. Äußerlich gab man die Wurzelextrakte in Salben, um Hautbeschwerden zu bessern.


Der Tüpfelfarn mag Eichen, so waren frühere Heiler der Meinung, dass die Pflanze die Kraft und Energie der Eiche in sich hat. Und da die Eiche schon immer ein mystischer Baum war, war auch der Tüpfelfarn mystisch, besonders die auf der Unterseite der Blätter sitzenden Sporen. So sollen Zaubermittel aus den Sporen auch unsichtbar machen können. Wer das Rezept dazu findet, darf sich gerne bei mir melden...


Der Tüpfelfarn zeigt eine Reihe gesundheitlicher Wirkungen, so ist die Heilpflanze dafür bekannt, dass sie die Sekretion von Gallensäften steigert und als mildes Abführmittel wirkt.


Die hiesige Kräutermedizin nahm den Tüpfelfarn früher als Heilmittel gegen Gelbsucht und Hepatitis, als auch gegen Appetitlosigkeit. Das Rhizom des Engelsüßes hat eine schleimlösende Wirkung und hilft den Atemwegen.


Darüber hinaus können Zubereitungen aus der Pflanze eine Rippenfellentzündung lindern, eine Bronchitis oder bei trockenem Husten helfen.


Ein Kräutertee aus dem Rhizom wirkt sich vorteilhaft auf eine Nesselsucht, eine Brustfellentzündung und Bauchschmerzen aus. Lange Zeit galt dieser Tee auch als wertvolles Mittel gegen Lebererkrankungen und Lungenerkrankungen.


Pulverisierte Wurzeln können gegen depressive Stimmungen helfen, indem man sie regelmäßig zu sich nimmt. Eine Abkochung aus dem Pulver hilft bei rheumatischen Gelenken.


In Kombination mit der Schafgarbe kann die Pflanze als Absud gegen Koliken und Seitenstechen helfen.

Früher haben Pflanzenkundige das Wurzelpulver in etwas Honig vermischt und trugen dies auf die Nase auf, das sollte gegen Polypen helfen.


Die getrocknete und pulverisierte Wurzel kann man in kleinen Mengen zum Beispiel in Marmelade oder Honig geben, wenn man den Tee nicht mag.


Traditionell setzt man die Wurzel als Umschlag gegen rheumatische Schwellungen ein.

In der Kombination mit der Malve oder dem Eibisch hilft es gegen Erkrankungen der Milz.


Wie stelle ich einen Tee her?

Geben Sie 15 g getrocknete Wurzel in 500 ml kochendes Wasser, dann 10 Minuten stehen lassen, dann absieben. Über den Tag hinweg trinken. Man kann den Tee auch mit Honig versüßen.

Dieser Tee wirkt schleimlösend, abführend und steigert den Appetit.


Anabolika für die Muskeln

Neben den Stoffen, die für die Süße in den Wurzeln sorgen, ist auch eine Gruppe anderer Stoffe vorhanden, unter anderem das sogenannte Ecdysteron. Diese Stoffe sind hormonähnliche Stoffe, die die Muskeln schneller wachsen lassen. Die Sportler haben dies natürlich inzwischen auch für sich entdeckt und nehmen Extrakte aus der Wurzel als Aufbaupräparate ein.


Das Rhizom ist außerdem häufig in sogenannten Magenbittern zu finden, alkoholischen Getränken, die die Verdauung anregen sollen. Des Weiteren verwendet man die Wurzel zum Räuchern, um Räume und Orte zu reinigen und von Insekten zu befreien. Außerdem sollen durch eine solche Räucherung kosmische Energien freigesetzt werden.


Sagen und Geschichten

Laut Sage soll die Wurzel der Pflanze die Menschen so sanftmütig machen, dass sie sich nicht mehr miteinander streiten wollen. So zumindest steht es in einem alten Buch.


Einer anderen Sage nach soll Blut nach dem Verzehr des Engelsüßes süß werden, weshalb man früher Vögeln und Hühnern die Pflanze zu fressen gab. Dadurch sollte die Stimme der Tiere lieblicher werden und zugleich auch das Fleisch, das man später essen wollte.


Die Wurzel des Engelsüßes galt in Notzeiten als Nahrungsmittel, jedoch nicht für den Menschen, sondern für die Haustiere, zum Beispiel die Schweine, da große Mengen der Pflanze dem Menschen nicht gut tun. Den Schweinen jedoch macht das Engelsüß nichts aus.


Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen schrieb über das Engelsüß, dass ein Mensch, der oft krank ist und Schmerzen in seinen Innereien hat, einen Wein mit Engelsüß kochen sollte, dem man etwas Honig zugab und diesen dann öfters trinken sollte.



Alte Aufzeichnungen

Bereits im Altertum war die Heilwirkung der Pflanze bekannt, so schrieb Dioskurides über seine abführende Wirkung, seine schleimlösende Wirkung und seine galletreibenden Eigenschaften.


Aldebrandin de Sienne empfahl die Wurzel als Mittel gegen Verstopfung. Dazu sollte man ein altes Huhn kochen und Anis sowie Engelsüß als Gewürz beigeben. Diese Hühnersuppe wurde dann gegessen.


In der chinesischen Medizin ist die Pflanze schon seit Jahrtausenden bekannt - als abführendes Mittel, als Mittel gegen Wasseransammlungen im Körper, als blutungsstillendes Mittel und auch als Mittel gegen Tinnitus.


Matthiolus erwähnte in seinem New-Kreuterbuch den Tüpfelfarn zur äußerlichen Verwendung gegen Verrenkungen und Verstauchungen, ebenso bei Hautabschürfungen und gegen Polypen in der Nase.


Bock beschrieb in seinem Kreutterbuch die Wirkung gegen Husten und Keuchhusten, außerdem gegen Albträume.


Weitere mittelalterliche Anwendungen weisen auf eine empfängnisverhütende und abtreibende Wirkung hin. Davon ist heutzutage aber abzusehen, da dadurch schwere gesundheitliche Komplikationen auftreten können oder eine ungewollte Schwangerschaft entstehen kann. Des Weiteren verwendete man im Mittelalter bis in die neuere Zeit eine Abkochung aus den Wurzeln gegen Flöhe und gegen Wanzen.



Über die Pflanze


Das Rhizom der Pflanze ist dünn und knorrig, die Blätter sind typisch farnartig. Der Farn trägt auch im Winter grüne Blätter, ihre Oberfläche ist ledrig und fiederteilig aufgeschlitzt. Auf der unteren Blattseite findet man die Sporen, die Sori. Diese Sporen können aber auch eine andere Farbe haben, von Gelborange bis zu Grau.


Die Blätter haben dreieckige Blättchen, die bis zu 50 cm lang werden können. Diese Blätter sind abwechselnd angeordnet, stehen aber alle in einer Linie.


Das Rhizom des Engelsüßes hat ein Aroma ähnlich der Lakritze, ist mehrere hundert Male süßer als Zucker. Die früheren Menschen haben die Pflanze dafür geliebt, mehr aber noch für seine Heilkraft.



Engelsüß in der Natur selber sammeln

Heutzutage findet man das Engelsüß leider nicht mehr oft in der freien Natur, wenn man es jedoch findet, dann meist auf moosigen Stellen. Nachdem man die Wurzel geerntet und gereinigt hat, trocknet man sie, in ca. 5 cm lange Teile geteilt, schattig und mäßig warm. Danach hebt man sie in einer Dose auf.



Anwendungsgebiete und Eigenschaften

  1. Asthma
  2. Husten
  3. Bronchitis
  4. Fieber
  5. Heiserkeit
  6. Melancholie
  7. galletreibend
  8. schleimlösend
  9. reinigt das Blut
  10. wundreinigend
  11. Verstopfung
  12. Rheuma
  13. Gicht


Übersicht zu Tüpfelfarn
Volksnamen

Frigelsüß, Eichenfarn, Korallenwurzel


Der Name „Polypodium“ heißt so viel wie „Vielfüßler“, das leitet sich davon ab, dass die Wedel der Pflanze auf langen Stielen stehen, die etwas wie kleine Füße aussehen, die aus der Wurzel herauswachsen.


Blütezeit

Im Juni bis in den September


Inhaltsstoffe

Saponine, harzartiger Bitterstoff, ätherische Öle, Schleimstoffe, Zucker, Fettsubstanzen, Gerbstoffe


Duft

Der Duft des Tüpfelfarns ist nicht besonders angenehm.


Wuchsort

Auf Mauern, auf Felsen, an Baumstümpfen, in Eichenwäldern und Birkenwäldern


Medizinische Eigenschaften

Die Pflanze wirkt besonders gut auf die Galle und die Leber, sie lindert Husten und fördert den Stuhlgang.


Vermehrung

Die Pflanze vermehrt sich durch Sporen.


Wuchsort

Das Engelsüß mag es schattig, es mag feuchte und kalkarme Böden.





Rezepte und Anwendungen rund um das Engelsüß


Packungen

Äußerlich, in Form einer Packung, hilft die Heilpflanze ausgezeichnet gegen Entzündungen.


Tee

Ein Kräutertee aus den Wurzeln eignet sich gegen Magenschmerzen, eine Brustfellentzündung, gegen Nesselsucht und Halsschmerzen. Außerdem kann man diesen Tee gegen Milz- und Leberbeschwerden trinken.




Vorsicht

Bei einer zu hohen Dosierung kann die Pflanze giftig wirken, es kann zu einer Erblindung kommen und auch zum Tod.


Am besten ist es, Fertigpräparate zu verwenden und sich genau an die Dosiervorschriften zu halten.



Die Europäische Arzneimittelagentur empfahl im Jahr 2008 das Mittel als mildes Abführmittel. Allerdings sollten Kinder unter zwölf Jahren oder Frauen in der Schwangerschaft oder in der Stillzeit darauf verzichten.

Es wurde außerdem auch für andere Erkrankungen empfohlen, einschließlich Gelbsucht und Hepatitis, Verdauungsprobleme und Magenverstimmungen, zur Appetitsteigerung, gegen Atemwegserkrankungen. Die EMA empfahl, es nicht länger als eine Woche einzunehmen.


Quellen zu diesem Artikel

  1. Die Kräuter in meinem Garten - provisionierter Link von Amazon

Quellenverzeichnis




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