Der Rainfarn (Tanacetum vulgare) wurde früher als Mittel gegen Würmer verwendet. Er wurde äußerlich auch gegen Flöhe, Läuse und Krätze eingesetzt.
Rainfarn
Wegen der großen Vergiftungsgefahr wird die Pflanze heute allerdings kaum noch verwendet. Diese Vergiftungsgefahr besteht übrigens auch schon bei bloßem Hautkontakt.
Der Rainfarn
Die erste Berührung, die ich mit Rainfarn hatte, war die, dass meine Mutter in ihrem Garten, als ich noch Kind war, ein selbstgemischtes Anti-Fliegen und Anti-Insektenmittel mit Rainfarn, Knoblauch und Salbei versprühte. Zwar wurden nicht alle Insekten und Fliegen getötet, zumindest waren aber bald mehr der lästigen Insekten beim Nachbarn als bei uns... Es hat also gewirkt, wenn auch indirekt!
Der lateinische Name des Rainfarns soll sich vom griechischen Wort "Athanasia" ableiten, was so viel wie "unsterblich" bedeutet. Und wirklich: Die Pflanze sieht immer lebendig aus, sie wirkt nie gealtert oder verwelkt.
Laut griechischer Mythologie trank ein junger Mann namens Ganymed einen Trank mit Rainfarn, damit er unsterblich wurde. Ganymed war Mundschenk für den großen griechischen Gott Zeus, hatte also Ahnung von sowas...
Der Rainfarn ist eine mehrjährige Pflanze, die zwischen Juli und Oktober erblüht. Er hat schöne gelbe Blüten, die sehr langlebig sind. Diese Blüten wachsen in dichten Büscheln, auf einem steifen Stängel. Die Blätter stehen abwechselnd am Stängel, sie sind dunkelgrün und gefiedert, etwas farnartig.
Die Wurzel ist ein Rhizom. Der Rainfarn wächst in Büscheln und ist relativ resistent gegen Frost und Kälte. Er hat einen aromatischen Duft, aber sehr bitteren Geschmack. Wenn man die Blätter etwas quetscht, geben sie einen kampferartigen oder kiefernähnlichen Duft von sich.
Im Mittelalter verwendete man den Rainfarn als Streukraut - bei Festen, Hochzeiten, oder wichtigen Anlässen wurde Rainfarn zerkleinert und auf dem Boden verstreut. Die Menschen gingen über das Kraut, es wurde zerdrückt und gab seinen angenehmen Duft ab.
Bei der Krönung von König James II von England, gab es angeblich sogar offizielle Streuer, die immer entlang der Zeremonie Rainfarn verstreuten.
Im Mittelalter war es üblich, Rainfarn um das Haus zu haben, denn das hielt Insekten und Fliegen fern. Und wenn man durch den Rainfarn ging, nahmen auch die Kleider den Duft auf, was Insekten und Schädlinge fern hielt.
Rainfarn soll angeblich Gewitter abwehren können.
Früher legte man außerdem Rainfarn in die Särge noch nicht beerdigter Toter, auch wegen der Schädlinge und des guten Duftes.
Während der Fastenzeit aß man in England Kuchen und Pudding mit Rainfarn, das sollte an die bitteren Kräuter zum Passahfest erinnern.
Ein aus Rainfarn hergestelltes Mundwasser soll eine schmerzstillende Wirkung bei starkem Zahnweh haben.
Der Rainfarn, auch Knöpfleskraut genannt, wird im Herbst oft in Trockensträußen verwendet, weil die Blüten kaum altern und lange frisch aussehen.
Am Mariä Himmelfahrt, am 15. August, findet man die Pflanze im Kräuterbüschel.
Obwohl die Pflanze so giftig ist, hat sie auch "gute" Wirkstoffe gegen Migräne (Parthenolid) und sogar gegen Malaria (Crispolid).
Das ätherische Öl enthält bis zu 95 % Thujon, das ein Nervengift ist und irreversible Lähmungserscheinungen, Krämpfe, Atemversagen, Leberschäden und Nierenschäden auslösen kann.
Imker rauchten früher oft Rainfarn in ihrer Pfeife, damit die Bienen sich mit dem Stechen mehr zurückhielten.
Verwechslungsgefahr
Der Rainfarn kann mit dem Gänsefingerkraut verwechselt werden. Die Blätter beider Pflanzen ähneln sich sehr, wenn sie noch jung sind.
Rainfarnöl
Das Rainfarnöl hat verschiedene gesundheitliche Vorteile, zum Beispiel die folgenden:
Antibakteriell
Das Rainfarnöl ist ein ätherisches Öl, das giftig für den Menschen ist, und auch für die winzigen Bakterien. Tatsächlich ist das Rainfarnöl für die meisten Bakterien, die in unserem Körper vorkommen, tödlich. Es tötet sie ab und sorgt gleichzeitig dafür, dass sie sich nicht weiter vermehren. Diese Eigenschaft bildet einen wirksamen Schutz gegen bakterielle Infekte, allerdings muss man wissen, dass man nur ganz kleine Dosen davon nehmen darf. Die Selbstanwendung sollte man am besten ganz sein lassen. Schon ein halber Teelöffel des ätherischen Öles wäre tödlich.
Antimykotisch
Es existieren kaum Zweifel, dass das Rainfarnöl auch gegen Pilze, beziehungsweise Pilzerkrankungen helfen kann. Ihre Sporen werden zerstört, so dass das Öl einen effizienten Schutz gegen Pilzinfektionen, die Hautkrankheiten durch Pilze usw. bietet.
Entzündungshemmend
Das ätherische Öl des Rainfarns ist wirksam gegen Entzündungen, besonders gegen Hautentzündungen. Es hilft außerdem auch bei Entzündungen in den Atemwegen, im Magen und bei Nervenentzündungen.
Antiviral
Die Inhaltsstoffe des Rainfarnöls, Thujon und Kampfer, wirken toxisch auf lebende Zellen, so auch gegen Viren. Es stoppt das Wachstum des Virus und stärkt das Immunsystem gegen diese Art von Virus.
Rainfarn sammeln und lagern
Der Rainfarn wächst oft auf nicht zu trockenen Wiesen, in der Nähe von Hecken, am Waldesrand, auf Schutthalden und in der Nähe von Bächen.
Die Heilpflanze ist ungenießbar bzw. giftig und deswegen für die Eigenanwendung ungeeignet.
Die Blätter der Pflanze können Sie schattig trocknen und dann in einem Glas oder einer Dose lagern.
Als homöopathisches Mittel
Das homöopathische Mittel Tanacetum stellt man aus dem frischen Kraut her. In höheren Potenzen wird es bei nervlich bedingten Erschöpfungszuständen angewandt.
Hildegard von Bingen über den Rainfarn
Die heilige Hildegard empfahl den Rainfarnsaft, in Wein getrunken, bei Harnverhalt. Wenn man unter Schnupfen litt, sollte man eine heiße Suppe mit Rainfarn essen, oder in einen Kuchen Rainfarn geben und diesen Kuchen essen.
Hildegard war der Meinung, er unterdrücke die Säfte, wodurch sie nicht überhand nehmen könnten. Wer jedoch trockenen Husten hat, der solle ein feines Rainfarn-Mehl-Gemisch in eine Suppe geben und diese häufig essen.
Sagen und Sagenhaftes
Verräucherte Blüten und verräuchertes Kraut wurden früher zum Ausräuchern des Hauses verwendet, damit das Böse und böse Hexen Reißaus nahmen.
Vor einer Reise sollte man Rainfarn pflücken, denn das würde dafür sorgen, dass man glücklich wieder nach Hause kam.
In England gibt es ein "Kultgebäck", einen Rainfarnkuchen.
Wirkung und Anwendung von Rainfarn
- Appetitlosigkeit
- Blähungen
- Eingeweidewürmer
- Gelenk- und Nervenschmerzen
- Magen- und Darminfektionen
- Pilze
- Regelstörungen
- Rheuma
- Ungeziefer
- Verdauungsstörungen
- Verstopfungen
- Würmer
Pflanzenfamilie - Größe | Gehört zur Familie der Korbblütler, ist mehrjährig und wird bis 1 Meter groß. |
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Wuchsort | Mag gut feuchten Erdboden, mag auch die Sonne oder leichten Schatten. |
Passende Edelsteine | Feueropal, Saphir, Fluorit, Quarz |
Blütezeit | Die Blütezeit ist von Juli bis in den September. |
Verwendete Pflanzenteile | Verwendet werden die Blätter und die Blüten. |
Inhaltsstoffe | Bitterstoffe, ätherische Öle mit Thujon, Enolin, Alkaloide, Harze, Glykosid, Vitamine |
Medizinische Wirkung | Ist wurmtreibend, fördert die Verdauung, menstruationsfördernd (emmenagog), regt den Appetit an. |
Volksnamen | Dreifuß, Drüsenkraut, Jesuswurz, Kraftkraut, Matkraut, Michelkraut, Milchkraut, Muttergottesrute, Peerknöppe, Pompelblume, Pressblume, Rainfeldblume, Regenfan, Rehfarn, Reifen, Revierblume, Revierkraut, Rainfart, Sauersaat, Tannkraut, Weinwermut, Wurmkraut, Wurmsamen |
Verwendete Pflanzenteile | Verwendet werden die Blüten und das Kraut. |
Sammelzeit | Das Kraut von Juli bis Oktober. Die Blüten von Juli bis September. |
Rezepte und Anwendungen rund um den Rainfarn
Aus frischen und zerdrückten Blättern kann man einen Umschlag herstellen, der gegen Krampfadern hilft. Gleiches gilt für einen besonders starken Tee, mit dem man ein Leintuch tränkt und auf die Krampfadern auflegt. Hilft auch bei Geschwüren und Verrenkungen.
Trocknet und pulverisiert man das Kraut und streut es in der Wohnung aus, vertreibt dies Motten und Fliegen.
Wäscht man sich mit dem starken Tee den Kopf, kann das Läuse vertreiben.
Rainfarnsaft stillt Schmerzen durch Blasensteine. Dazu trinkt man einige Tropfen davon, in etwas Wein verdünnt.
Die gelben Blüten gibt man in eine Flasche Wodka, lässt sie 5 Tage stehen. Danach filtriert man ab und lagert sie in einer dunklen Flasche.
Nur äußerlich anwenden!
Eine Rainfarntinktur gilt als ein gutes Einreibungsmittel bei Rheuma, bei Ekzemen und Furunkeln als auch bei aufgesprungenen Händen.
Einen Tee stellt man aus frischen Blättern des Rainfarns her.
Diesen Tee trinkt man bei einem schwachen Magen, Rheumabeschwerden, Gicht, Nervenbeschwerden, Würmern, Schwindelanfällen und Fieber.
Bereiten Sie aus 2 TL getrockneten Blättern und einer Tasse kochendem Wasser den Tee.
Äußerlich, als Gurgelmittel, hilft ein Tee gegen übel riechenden Atem.
Vorsicht - Risiken und Nebenwirkungen
Die Pflanze darf wegen der großen Vergiftungsgefahr nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Der Rainfarn sollte nur unter Aufsicht eines Arztes verwendet werden.
Schwangere Frauen sollten ganz darauf verzichten.
Ebenso nicht bei innerlichen Entzündungen verwenden.
Haustiere sollten keinen Rainfarn essen.
Rainfarn ist ein starkes Heilkraut, aber auch ein sehr gesundheitsschädliches Heilkraut, wenn man es falsch verwendet. LAIEN SOLLTEN DIE FINGER DAVON LASSEN!
Rainfarn
Quellen zu diesem Artikel
- Essbare Wildpflanzen
- Die Kräuter in meinem Garten - provisionierter Link von Amazon
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen
- de.wikipedia.org