(Urtica dioica)
Volksnamen
Nettel, Zingel, Gichtrute, Donnernessel, Scharfnessel, Tittenkölbl, Saunessel, Dudelkolbe, Neddel, Große Nessel, Tissel, Eselskraut, Feuerkraut
Es ist nicht nötig das Aussehen und den Wuchs der Pflanze weiter zu beschreiben. Wie Camerer im Jahr 1600 treffend beobachtete ist sie “sogar bei Nacht am Griff zu erkennen”.
Brennnessel ist überall in Europa im Gebiet von menschlichen Ansiedlungen zu finden.
Die Geschichte der Brennnessel geht weit zurück: Bereits 57 nach Christi verfasste der römische Dichter Catull ein erstes dichterisches Loblied für die Pflanze, da er sie verehrte, da sie seinen Husten und Schnupfen heilte. Und der griechische Arzt Dioskurides nutzte die Brennnessel schon im 1. Jahrhundert nach Christi zur Behandlung der gleichen Krankheiten, für die sie noch heute verwendet wird.
Im Mittelalter sagte man der Pflanze die Kraft zu, zu zeigen, wie es um kranke Menschen bestellt war. So wurde sie in Krankheitsfällen in den Harn gelegt. Wenn sie Tag und Nacht grün blieb, sagte man dem Menschen eine baldige Besserung seines Gesundheitszustandes zu. Schrumpfte die Pflanze allerdings, so war jede Hoffnung verloren.
Paracelsus untersuchte die Wirkung der Brennnessel bei Gelbsucht und riet zur Heilung zu einem Trank aus Ziegenmolke und Brennnesselsaft.
Fuchs, ein großer Gelehrter, gab folgenden Rat: "Die Nessel in die Laug gelegt, vertreibt das harausfallen". Weiterhin verwendete er gegen Gliederschmerz und Podagra eine Salbe aus den zerstoßenen Nesselblättern und Bärenschmalz.
Sogar die heilige Hildegard von Bingen lobte die Nessel, z.B. folgendermaßen: "Die Brennessel ist in ihrer Art sehr warm. In keiner Weise nützt es, dass sie roh gegessen wird, wegen ihrer Rauheit. Aber wenn sie frisch aus der Erde sprießt, ist sie gekocht nützlich für die Speisen der Menschen, weil sie den Magen reinigt und den Schleim aus ihm wegnimmt.”
Folgender Vers wurde von Dr. Heinrich Hoffmann (bekannt als der Verfasser des „Struwwelpeters“) zu Ehren der Brennnessel verfasst:
Brennessel, verkanntes Kräutlein, dich muß ich preisen.
dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor,alle hohen Werte,
entsprießend aus dem Schoß der guten Mutter Erde.
Nach ihnen nur brauchst Du Dich hinzubücken,
die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen,
das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,
selbst in noch dürft`ger Großstadt nahe Dir am Wegesrande,
nimm's hin, was rein und unverfälsch die gütige Natur
dir heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur!
Blütezeit der Pflanze ist Juli und August. Gesammelt wird sie, unabhängig davon, ob sie blüht oder nicht, von Mai bis Ende Juli.
Wirkung
- blutreinigend
- blutdrucksenkend
- milchtreibend
- stoffwechselsteigernd
- entzündungshemmend
- blutzuckersenkend
- gefäßerweiternd
- harntreibend
- durchblutungsfördernd
- stuhlgangfördernd
- antirheumatisch
Wirkstoffe
Eisen, Ameisensäure, Vitamin A, Phosphor, Gerbsäure, Stärkemehl, Chlorophyll, Natrium, Kalium, Sekretin, Magnesium, Calcium, Gallussäure, Kieselsäure, Histamin
Zu beachten:
Von einer Anwendung der Nessel bei Wasseransammlungen (Ödemen), die infolge einer eingeschränkten Nieren- und Herztätigkeit auftreten, ist abzusehen.
Es sollten nur junge Pflanzen angewandt werden, weil anderenfalls Magenreizungen auftreten können.
Quellen zu diesem Artikel
- Die Kräuter in meinem Garten - provisionierter Link von Amazon