Die wilde Karde (Dipsacus sativus) ist eine dornige Pflanze, die erst im zweiten Wuchsjahr erblüht. Sie ist bei uns in Europa zu Hause. Die Karde hat einen kräftigen Stängel, der maximal 2 Meter hoch werden kann. Sie hat dornige, lange und lanzettliche Blätter, die paarweise wachsen.
Die Karde hat blaue Blüten, die von der Farbe her dem Lavendel gleichen, deren Form aber am besten auf den Bildern zu sehen ist. Die Blüten wachsen zwischen Juli und September.
Die Karde wurde aus Europa in viele Regionen eingeschleppt, so auch nach Amerika. Ob dies zufällig geschah, oder mit Absicht, ist ungewiss. Fakt ist aber, dass man früher aus den kratzigen und borstigen Blütenköpfen feine Kämme für das Auskämmen der Rohbaumwolle hergestellt hat. In Anlehnung daran hat die Maschinenindustrie auch so genannte "Karden" gebaut, Maschinen also, die das jetzt in den modernen Spinnereien übernehmen. Die Natur war also Vorbild für die Technik.
In der Antike nutzten die Frauen im alten Rom die geschwungenen Hochblätter der Karde auch als Werkzeug zum Stricken oder Häkeln.
In einem Museum am Bodensee sah ich auch einen großen Rechen, an dessen Unterseite viele kleine Karden angebracht waren. Damit wurde früher das Gras von Moos befreit.
Naja, aber weiter im Text:
Die Pflanzenstiele tragen ebenfalls Dornen. Die ungewöhnlichen Blütenköpfe dieser Heilpflanze sind so einzigartig, dass man sie schnell erkennt, auch von Weitem. Die einzelnen Blüten sind ganz klein, jedoch bilden tausende davon den ganzen Blütenstand. Eine einzelne Karde kann so über 2000 einzelne Samen produzieren, und entsprechend schnell kann sich die Karde dann auch ausbreiten.
Die Karde mag offene Wiesen und Flächen, und sie mag das Sonnenlicht. Sie wächst auch an unwirtlichen Stellen, so an Straßen, Mülldeponien und verschmutzten Gebieten.
Die Blätter, die um den Blütenkopf stehen, sind nach oben hin gebogen, und man könnte sie für eine Art Schüssel ansehen, in der die Blüte steht. Solche Formen haben natürlich etwas "Göttliches" an sich, weshalb die Pflanze auch mit der Venus an Verbindung gebracht wurde. Früher dachte man auch, dass das Wasser, das sich in den Blattachseln sammelt, etwas Göttliches an sich hatte, und man verwendete es gegen Schwellungen und Reizungen der Augen, und auch für die Kosmetik. Hier kommt wieder die wunderschöne Venus ins Spiel, man verwendete das aufgesammelte Wasser für Gesichtswaschungen, und in allerlei anderen kosmetischen Mitteln. Geschadet wird es nicht haben, ob es allerdings das Wundermittel war... Wer weiß?
Etwas wissenschaftlicher ging dann schon Dioskurides mit der Karde um, er stellte nämlich fest, dass Wurzel der Karde, gekocht in Wein, äußerlich und innerlich gegen Warzen als auch Fisteln helfen kann. Auch andere Kräuterkundige in der Antike empfahlen die Wurzel, etwa gegen Gelbsucht oder als harntreibendes Mittel.
Blätter der Karde
Die Wurzeln der Karde sind auch heute noch bekannt als Diuretikum, sie regen die Wasserausscheidungen an, sie stimulieren das Schwitzen und helfen dem Magen. Dazu kommt noch eine körperreinigende und entgiftende Wirkung, Toxine werden ausgeschieden, außerdem wird die Verdauung angeregt. Die Wurzeln haben kräftige adstringierende Eigenschaften, außerdem kräftigen sie das Gewebe, was gegen Cellulitis helfen kann.
Des Weiteren hilft eine Abkochung der Wurzeln auch gegen Durchfall, sie bessert den Appetit und regt die Heilung von Leberbeschwerden an. Das Heilkraut wirkt außerdem günstig bei Problemen mit der Gallenblase.
Die Wurzeln sind außerdem ein Mittel zur Schmerzlinderung, sie helfen, Entzündungen abklingen zu lassen, ebenso sind sie ein Stimulans für unser Nervensystem.
Die Karde ist sehr wirkungsvoll gegen chronische Muskelentzündungen.
In der Naturheilkunde kennt man immer noch die Wirkung gegen Fisteln oder Warzen.
Die Wurzel der Karde sammelt man im frühen Herbst, man trocknet sie schonend und gründlich und lagert sie dann in einer Dose ein.
Für Waschungen eignen sich zudem die Blätter der Pflanze, man stellt daraus eine größere Menge Tee her. Dies kann zum Beispiel auch gegen unreine Haut und Akne helfen.
Die Wurzel der Karde stärkt das Immunsystem, dazu eignet sich eine Abkochung aus den Wurzeln oder eine Tinktur.
Sie stärkt die Verdauung und kurbelt den Stoffwechsel an. Die Wurzel hilft außerdem auch gegen rheumatische Beschwerden und gegen Kopfschmerzen.
Der vertrocknete Blütenstand eignet sich auch als Farbmittel für Stoffe, er gibt einen blaufarbenen Farbstoff, der häufig als Indigo-Ersatz verwendet wurde. Allerdings ist dieser Farbstoff wasserlöslich. Gibt man etwas Alaun hinzu, ergibt es eine gelbe Färbung.
Interessantes zur Karde
Der Name der Karde leitet sich von dem lateinischen Wort "Carduus" ab, das so viel wie "Distel" bedeutet. Und das, obwohl die Pflanze gar keine Distel ist, sondern eine Skabiose. Aber das "distelige" Aussehen war wohl der Grund dafür.
Das "Dipsacus" im Namen kommt aus dem Griechischen, dem Wort "dipsa", das so viel wie "Durst" bedeutet, was wiederum daher kommt, dass sich Regenwasser in den Blattachseln sammelt, welches die Vögel als Trinkstelle so lieben.
Die vertrockneten Blütenstände, genauer die Samen darin, sind für einige Vögel im Winter eine gern angeflogene Nahrungsstelle. Das machte man sich früher auch zunutze, um dort Fallen aufzustellen.
Sammeln und trocknen
Man kann die Wurzeln der Karde im Frühling oder im Herbst sammeln. Idealerweise sollte man die Wurzel im frühen Herbst des ersten Wuchsjahres ernten, denn nach dem ersten Herbst verliert die Wurzel immer mehr an Wirkkraft.
Danach trocknet man sie schnell und halbschattig, oder im Backofen bei maximal 50 Grad.
Die Herstellung einer Tinktur aus den frischen Wurzeln ist ebenso möglich.
Anwendungsmöglichkeiten
- Gelbsucht
- Reizmagen
- Gelenksschmerzen
- Rheumatismus
- Verdauungsstörungen
- Wunden
- Hautgeschwüre
- Gallenbeschwerden
- Dermatosen
- Leberbeschwerden
- Hautflechten
- Gerstenkorn
- Fisteln
- Borreliose
- Warzen
- antibakteriell
- immunsystemstärkend
- Hautkrankheiten
- schweißtreibend
- Ödeme
- Warzen
- Kopfschmerzen
- Gicht
- blutreinigend
- harntreibend
- Sommersprossen
Inhaltsstoffe | Insulin, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Saponine, Glykoside, Kaffeesäuren, Kalisalze, Tannine, Iridoide |
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Englisch | Teasel |
Volksnamen | Raukarde, Weberdistel, Walkerdistel, Kämme, Weber-Karde, Wilde Karde, Kratzkopf, Venusbecken, Tuchkart, Immerdurst, Igelkopf |
Verwendete Pflanzenteile | Verwendung finden überwiegend die Wurzeln, selten auch die Blätter. |
Sammelzeit | Gesammelt wird im Herbst des ersten Frühjahres oder im darauf folgenden Frühling. |
Rezepte und Anwendungen rund um die Karde
Nehmen Sie einen Teelöffel frische oder getrocknete Wurzel und geben Sie dies in eine Tasse Wasser. Dann aufkochen lassen, danach absieben.
Trinken Sie 3 Tassen pro Tag davon.
Trocknen Sie die Wurzeln und zerreiben Sie sie zu einem Pulver. Dieses Pulver soll die gleiche Wirkung haben wie ein Tee, kann auch zusammen mit etwas Honig eingenommen werden.
Für eine Kardentinktur verwendet man ausschließlich frische Wurzeln! Diese erntet man im Herbst des ersten Wuchsjahres, man gräbt sie aus, reinigt sie gut und trocknet sie dann gut ab. Danach schneidet man die Wurzeln in Stücke, die man auch noch viertelt.
Diese Wurzelstücke gibt man in ein Schraubglas, bis das Glas ca. halb voll ist. Dann gibt man Wodka darüber, bis alle Wurzeln gut bedeckt davon sind. Dann den Deckel aufschrauben und warm stehen lassen, 4 Wochen lang. Danach sieben Sie die Wurzelstücke heraus und füllen die Tinktur in eine dunkle Flasche. Diese Tinktur hält ein gutes Jahr lang.
Übrigens gibt es auch fertige Tinkturen zu kaufen. Die wirken genauso gut, halten aber länger.
Aber wir wollen ja alles selber machen, also Bitteschön!
Geben Sie ca. 25 g der Wurzeln in eine Tasse Wasser, dann 10 Minuten kochen lassen, dann absieben. Trinken Sie eine Tasse davon vor dem Frühstück und vor dem Abendbrot.
Vorsicht
Kann in höheren Dosen Schlafbeschwerden auslösen, ebenso Nervosität.
Die Kardenwurzel kann Hautausschläge verursachen, sie kann Kreislaufprobleme verursachen, ebenso Herzrasen, Angst und Schüttelfrost.
"Das Kraut gepulvert und mit Erbißbrühe gemischt, stopfet die Flüsse, die sich zu viel ereignen. Besonders die Flüsse der Frauen bei übermäßiger monatlicher Blume (gemeint ist die Regelblutung). In Wein gesotten, dann zerstoßen und als Pflaster hinten auf den After gebracht, vertreibt dies Schrunden ... und nimmt auch Warzen hinweg."
Frei übersetzt von Peter Baumann
Hildegard von Bingen empfahl gegen Lebensmittelvergiftungen eine Pulvermischung aus gleichen Teilen Kardenwurzel und Tausendgüldenkrautwurzeln. Sie verwendete aber auch die Blütenstände und die Blätter der Karde.
Quellen zu diesem Artikel
- Die Kräuter in meinem Garten - provisionierter Link von Amazon
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen
- Essbare Wildpflanzen
- de.wikipedia.org