Man sagt, dass Archäologen, die die über 4000 Jahre alten ägyptischen Gräber zum ersten Mal betraten, nur Augen für die Mumien, das Gold und die Edelsteine hatten, sowie für die fein geschnitzten Statuen.
Erst später, viel später, fiel die Aufmerksamkeit auf scheinbar unwichtige Objekte, darunter waren oval geformte Objekte in den Gräbern. Diese seltsamen Objekte glänzten und waren gesprenkelt, wie kleine polierte Marmorstücke. Erst Untersuchungen zeigten, dass diese "Steine" tatsächlich versteinerte Rizinusbohnen waren, Millionen Jahre alt - denn so lange existiert der Rizinus, auch Wunderbaum genannt, schon auf der Erde.
Pflanzenbeschreibung
Der Rizinus (Ricinus communis) ist ein immergrüner Strauch, der bis zu 10 Meter groß werden kann. Pflanzt man die Pflanze im Garten an, bleibt sie jedoch meist kleiner. Der Rizinus hat große Blätter, grüne Blüten und stachelige rote Samenkapseln.
Der Wunderbaum trägt breite, intensiv gelappte Blätter an länglichen Stielen.
Junge Blätter haben dabei einen lila-bronzenen Farbton, ältere Blätter wechseln die Farbe dann zu rotbraun oder grün-gräulich.
Aus den weiblichen Blüten wachsen die Samenkapseln, die jeweils drei Samen beinhalten. Wenn diese Kapseln reif sind und trocknen, platzen sie auf und schleudern die Samen heraus. Steht die Pflanze jedoch im Schatten und trocknen die Kapseln nicht, werden sie auch nicht herausgeschleudert, sondern fallen später zu Boden und werden dann von Tieren weitergetragen.
Rizinus
Schon im alten Ägypten wurde das Öl aus den Samen oder Bohnen als Lampenöl verwendet, oder auch als Salbe. Auf der anderen Seite war aber auch schon bekannt, dass die Bohnen giftig sind, weshalb sie in Ägypten, Griechenland und im alten Rom nur äußerlich verwendet wurden.
Erst im 18. Jahrhundert kam man darauf, dass das Öl als Abführmittel gute Dienste leistete.
Die Samen und Blätter sind giftig - das gewonnene Öl jedoch nicht
In den Rizinus-Bohnen ist eine giftige Substanz namens Ricin, das für den Menschen tödlich sein kann. Allerdings ist es relativ leicht möglich, dieses Rizin unschädlich zu machen - der Schlüssel dazu liegt in der Temperatur bei der Ölgewinnung und dem Schälen der Bohnen. Im Allgemeinen setzt man Wärme ein, um das Öl zu gewinnen. Extrahiert man das Öl aber bei niedrigen Temperaturen aus bereits geschälten Bohnen, so erhält man ein gelbliches oder klares Öl, das ungiftig ist und zudem reich an einem zusätzlichen Stoff ist, dem Ricinolein, der den Darm reizt und so den Durchfall auslöst.
Das Rizinusöl weist eine Menge therapeutischer Einsatzmöglichkeiten auf, es kann mehr als "nur" abführend wirken. Aber wenn wir schon gerade dabei sind: Diese abführende Wirkung tritt 3 bis 5 Stunden nach der Einnahme auf, für den Fall, dass Sie den Zeitpunkt Ihres verlängerten Toilettenaufenthaltes besser "timen" möchten.
Das aus dem Rizinus gewonnene Öl reinigt den Verdauungstrakt, besonders nachdem er sich von einer Vergiftung erholt hat, etwa nach einer Fischvergiftung.
Das Rizinusöl ist zudem sehr hautverträglich und eignet sich für kosmetische Anwendungen. Ein altes Rezept aus Indien rät dazu, dass Frauen nach einer Geburt ihre Brüste damit einmassieren sollen, denn das rege den Milchfluss an und sei gut für die Haut. Aber Vorsicht: Vor dem Stillen muss das Öl wieder gut entfernt werden, damit es das Baby nicht mit der Milch mittrinkt.
Ebenfalls in der alten indischen Kräutermedizin kennt man die Samen in zerquetschter Form auch als Umschläge bei geschwollen Gelenken, die auch die Schmerzen lindern.
In China hingegen werden diese Umschläge auf das Gesicht aufgelegt, wenn ein Mensch unter einer Gesichtslähmung zu leiden hat.
Rizinusöl soll sehr gut gegen schuppige Haut helfen, das zum Beispiel in Form einer Creme oder Salbe bei Dermatitis und Ekzemen die Beschwerden lindern soll.
Historische Anwendungen berichten über die wurmtreibenden Eigenschaften, also eine Wirkung gegen Wurmerkrankungen. Auf den Nacken gerieben soll das Öl bei Kopfschmerzen helfen, zerriebene Bohnen in Form eines Pulvers wurden früher auf Abszesse und Hautinfektionen aufgetan.
Das Saatgut, so sagt die tibetische Medizin, sei scharf, bitter und süß, und es mache den Körper warm. Und auch dort gilt Rizinus wieder als Abführmittel bei Verdauungsstörungen.
Ein Tee aus den Blättern und Wurzeln soll laut Überlieferungen gegen Husten helfen und den Schleim lösen. Die angedrückten Blätter in Form eines Umschlages sollen gegen Kopfschmerzen helfen. Dazu legt man sie auf den Kopf auf.
Die äußere Anwendung des Rizinusöls hilft außerdem bei Beschwerden wie Schmerzen, seien es durch einen Muskelkater oder Arthritis-Schmerzen, Prellungen mit blauen Flecken, Rückenschmerzen, Nervenschmerzen oder chronische Schmerzen aller Art. Das Öl kann direkt auf die Haut gerieben werden, idealerweise legt man dann noch eine Wärmflasche auf, wenn es um die Schmerzlinderung geht.
Rizinusöl kann Wehen auslösen und so eine Geburt unterstützen.
Der Saft aus den Blättern hilft zum Beispiel gegen Rheuma, Kopfschmerzen, Ödeme, Abszesse, Juckreiz und Warzen.
Das Rizinusöl hat neben der medizinischen Anwendung außerdem noch zahlreiche andere Anwendungen. Da es nicht in Benzolen löslich ist, und außerdem einen sehr niedrigen Gefrierpunkt hat, wird es als Schmierstoff in den Triebwerken von Flugzeugen verwendet, ebenso in hydraulischen Systemen, wie in Bremssystemen. Eine weitere Anwendung sind Lacke und Farben auf der Basis von Rizinusöl, und last but not least, als Fliegenfänger.
Die Stiele der Pflanze werden in Indien zur Herstellung von Seilen eingesetzt, außerdem als Cellulose-Ersatz zur Herstellung von Papier. Angeblich hält Rizinus im Garten auch Fliegen, Mücken und Maulwürfe fern.
Die Blätter der Rizinuspflanze haben eine insektenabtötende Wirkung.
Der Rizinusbaum wächst im südöstlichen Mittelmeerraum, in Indien und in Ostafrika, inzwischen aber auch in vielen anderen tropischen Regionen. Wenn das Klima stimmt, ist der Rizinus schnell heimisch und kaum mehr fortzubekommen.
Die Samenkapseln können, wenn sie fertig gereift sind, das ganze Jahr über gesammelt werden.
Rizinus mag tonhaltigen oder sandig-lehmigen Boden, der Feuchtigkeit speichern kann. Die Pflanze liebt außerdem viel Sonne.
Die Temperaturen sollten nach Möglichkeit zwischen 20 und 40 Grad liegen, außerdem sollte es mindestens 6 Monate im Jahr diese Temperaturen haben. Der Rizinus mag viel Feuchtigkeit, Regen tut ihm nichts an, auch teilweise Überschwemmungen nicht.
Volksnamen | Christuspalme, Wunderbaum |
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Pflanzenart | Wolfsmilchgewächs |
Wuchsort | In den Tropen, dem Gewächshaus, mag die volle Sonne. |
Inhaltsstoffe | Glyceride, Alkaloide, Bitterstoffe, fettes Öl, ätherisches Öl, Eiweiß (Ricin) |
Edelsteine | Rhodochrosit, Feuerstein |
Planet | Saturn und Pluto |
Rezepte und Anwendungen rund um den Rizinus
Geben Sie den Saft einer Zitrone in 250 ml Wasser, dann noch ein Schnapsglas Rizinusöl dazu. Baden Sie täglich Ihre Fingernägel darin. Nach 2 bis 3 Wochen werden Ihre Fingernägel schön hart, so dass sie nicht mehr gleich abbrechen.
Nehmen Sie 1 bis 2 EL Rizinusöl, wenn möglich nüchtern. Nach ungefähr 3 Stunden geht’s dann los...
Wem der Geschmack zu eklig ist, kann das Öl mit Zitronensaft oder anderem Fruchtsaft verbessern.
Wenn Sie unter Warzen leiden, können Sie diese über Wochen hinweg mehrmals am Tag mit dem Rizinusöl betupfen. Nach und nach sollte die Warze verschwinden.
Gereizte oder juckende Haut kann man mit dem Öl einreiben, dann bessern sich die Beschwerden.
Vorsicht - Risiken und Nebenwirkungen
Kann besonders für Kinder tödlich sein.
Angeblich soll früher der KGB mit diesem Gift seine Widersacher ermordet haben.
Vergiftungserscheinungen sind Krämpfe, Bauchschmerzen, Übelkeit, der Verlust von Körperflüssigkeiten.
Nicht in der Schwangerschaft verwenden, es kann zu vorzeitigen Wehen und Fehlgeburten kommen.
Rizinusöl sollte nicht angewandt werden bei einem Darmverschluss, dauernden und unbekannten Bauchschmerzen, Bauchkrämpfen, Übelkeit, Erbrechen, den Anzeichen einer Blinddarmentzündung.
Menschen, die unter einer chronischen Verstopfung leiden, sollten dieses Heilkraut nicht als Abführmittel verwenden. Denn das würde nur die Auswirkung der Erkrankung behandeln, und nicht die Ursache.
Der Geschmack des Öles ist relativ eklig, es kann dadurch zu Übelkeit kommen.
Nicht BEI Vergiftungen einsetzen, sondern erst NACH Vergiftungen! Rizinusöl kann die Aufnahme der Giftstoffe beschleunigen, eine Verschlimmerung der Vergiftung wäre zu befürchten.
Rizinusöl kann die Wirksamkeit von Medikamenten verändern, verstärken oder abschwächen. Bitte befragen Sie Ihren Arzt bei gleichzeitiger Anwendung.
Quellen zu diesem Artikel
- Die Kräuter in meinem Garten - provisionierter Link von Amazon